GALERIE ŠIKORONJA

ROSEGG / ROŽEK

Ich wollte, dass sich etwas öffnet
in den Köpfen

 

Anselm Wagner: Was war für Sie das erste Erlebnis mit zeitgenössischer Kunst?

Marija Šikoronja: Die erste Begegnung hat durch meinen Vater stattgefunden, der uns mit Kunstbüchern versorgt hat. Bilder im Original sah ich erstmals in Ljubljana, wo wir oft hingefahren sind. Es waren Arbeiten eines Zagreber Malers, und wenn wir dort waren, habe ich immer ein spezielles Bild betrachtet und mich immer mehr damit auseinander gesetzt.

 

Beruflich waren es aber zunächst nicht Bilder, sondern Bücher, mit denen Sie sich befasst haben?

Ja, ich habe die Buchhandlung Hermagoras in Klagenfurt geleitet. Mein Vater war damals sehr engagiert in der Hermagoras-Bruderschaft. Durch die Bücher fand ich den Zugang zur Kunst.

 

War das eine Buchhandlung mit eigener Kunstbuchabteilung?

Nein. Es gab dort vor allem slowenische Literatur. Das hat aber bei mir das Verlangen geweckt, auch noch andere Gebiete der slowenischen Kultur kennen zu lernen. Und die Kunst Sloweniens hat mich damals sehr angesprochen.

 

Wie haben Sie sich zu dieser Zeit über Kunst informiert? Welche Ausstellungen haben Sie besucht?

Anfang der 60er Jahre waren das vor allem die Galerie 61 und die Galerie Hildebrand in Klagenfurt, die ziemlich gleichzeitig begonnen haben. Die Galerie 61 hat unter ihren Leitern Josefine und Rudolf Nitsch damals schon sehr viel slowenische Kunst gezeigt. Da bin ich zu jeder Vernissage gegangen, und das hat mich sehr geprägt. Dort entstanden die Kontakte zu den Künstlern, die ich dann später in meine Galerie eingeladen habe.

 

Welche Künstler waren damals für Sie wichtig?

Vor allem Janez Bernik, dann Riko Debenjak, der ein sehr guter Grafiker war, den ich aber nicht mehr persönlich erlebt habe, dann Andrej Jemec, aber auch Kärntner Künstler wie Werner Berg, Giselbert Hoke, Valentin Oman und Caroline. Durch die Freundschaft zu Josefine habe ich noch mehr Einblick bekommen.

 

Wie entstand bei Ihnen die Idee, eine eigene Galerie aufzumachen?

Das hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Nach acht Jahren in der Buchhandlung wurde meine zweite Tochter geboren und ich habe beschlossen, aufzuhören. Ich wollte selbständig werden, frei entscheiden und mich nicht unterordnen, wollte mein Leben frei gestalten. Als Erstes habe ich den zweisprachigen Kindergarten "Unser Kind" in Klagenfurt aufgebaut, wo ich 25 Jahre lang Vorsitzende des Vereins war. Dann haben wir 1980 zufällig unser heutiges Haus entdeckt. Ich wollte es ja zuerst gar nicht kaufen, denn es war in einem sehr desolaten Zustand. Als aber mein Mann bei der ersten Besichtigung in den ersten Stock hinauf gekommen ist, hat er gesagt: "Ich sehe schon Bilder."

Ich habe mir die Wände angesehen und mir gedacht: Nein danke, das möchte ich eigentlich nicht haben. Aber mein Mann war so begeistert …

 

Sie haben das Haus im Hinblick auf eine Galerie gesucht?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe zwar sehr oft von der Selbständigkeit geträumt, aber die Idee einer Galerie war sehr weit entfernt. Aber dadurch, dass mein Mann so dahinter war und gesagt hat, er möchte dieses Haus erwerben, hat sich das ergeben. Und eine wichtige Rolle spielte Valentin Oman. Er hatte damals den Auftrag für die Fresken von Tanzenberg in Aussicht und suchte einen Raum, um dafür die Technik auszuprobieren. Als er unsere alten Wände sah, hat er mich gefragt, ob er hier arbeiten könne.

 

Er hat einfach gefragt: "Kann ich bei euch die Wände bemalen?"

Ja, genau, wir haben uns 1985 im Klagenfurter Künstlerhaus getroffen und er hat mich gefragt, ob er in unserem Haus Vorstudien machen könne. Er hat mit Eitempera experimentiert, mit Topfen … Es sind mindestens 30 Schichten übereinander entstanden.

 

Damals existierte die Galerie aber noch nicht?

Nein, das war vor der Eröffnung.

 

Die Idee zur Galerie kam also ein bisschen durch Oman?

Sicher, ja. Als ich gesehen habe, was hier entsteht und wie schön das war, habe ich ihn gefragt, ob er bereit wäre, eine Ausstellung zu machen. Wir haben damals noch nicht hier gewohnt und haben im gesamten Haus Werke von Oman gezeigt – wie immer es auch ausgesehen hat in den Räumen. Das war meine erste Ausstellung. Es gab starke Reaktionen, denn Oman war schon sehr bekannt. Ich wollte zunächst nur meinen Freundeskreis einladen und nicht nach außen gehen. Ich wollte das langsam aufbauen und wenn es mir nicht gelingen sollte, hätte ich leichter zurück gekonnt. Zur Presse hatte ich damals noch überhaupt keinen Zugang und niemanden eingeladen. Darüber waren einige Journalisten ziemlich erbost; man teilte mir mit, dass man nie zu mir kommen wird … (Lachen)

 

Es war ja zuerst nur privat geplant …

… Dadurch, dass ich mit Oman begonnen hatte, war ich nicht mehr privat. Ich war damals sehr befreundet mit der Galeristin Inge Freund, die mir dann berichtet hat, wie alle entsetzt waren, was ich mir da erlaubt hatte …

 

War das bereits eine Verkaufsausstellung oder nur eine Präsentation?

Die Arbeiten waren schon zum Verkauf, aber das war nicht wirklich wichtig.

 

Was war der Schritt in Richtung professionelle Galerie?

Das ist aufgebaut worden. Dass Giselbert Hoke bei mir ausgestellt hat, war, denke ich, ein wichtiger Faktor. Einige befreundete Künstler haben mich gefragt, wann sie denn ausstellen könnten. Die Räumlichkeiten waren ja schön, es war ideal …

 

Das heißt, Sie sind weniger an die Künstler herangetreten, sondern der Kreis, in dem Sie verankert waren, hat gesagt: Ich möchte ausstellen!

Ja, das war der Kreis, mit dem mein Mann und ich schon lange befreundet waren und uns oft getroffen haben: Peter Krawagna, Giselbert Hoke, Valentin Oman, Caroline …

 

Und die Käufer? Kamen die auch aus dem Freundeskreis oder waren das Personen, die Sie noch nicht kannten?

Teils, teils. Mein Publikum habe ich mit den Künstlern bekannt gemacht und umgekehrt kamen durch die Künstler neue Interessenten in die Galerie. Es ist ja so, dass jeder Künstler sein eigenes Publikum hat.

 

Wie stark waren für Sie politische Überlegungen? Sie haben ja sehr viele slowenische Künstler im Programm, und Sie erwähnten auch den zweisprachigen Kindergarten …

Ja, ich wollte, dass sich etwas öffnet in den Köpfen. Ich habe begonnen mit zweisprachigen Einladungen. Das habe ich mir sehr gut überlegt, denn ich wusste, das ist in Kärnten ein heißes Eisen. Dass meine Muttersprache Slowenisch ist, ist nun mal eine Tatsache. Und wenn ich bei den Eröffnungen ein paar Sätze Slowenisch gesprochen habe, wollte ich mich nicht dafür entschuldigen müssen. Darum kam das gleich auf die Einladungskarten, um zu zeigen: So ist es. Ich bin sehr froh über diesen Schritt, denn dadurch habe ich mir sehr vieles erspart. Dadurch sind bestimmte Leute hergekommen oder eben nicht hergekommen …

 

Wie waren die Reaktionen darauf?

Eigentlich ganz großartig. Die Leute haben das akzeptiert oder sind bewusst ferngeblieben.

 

Hat sich das verändert in den letzten 20 Jahren?

Sehr stark. Durch die Ostöffnung ist das heute überhaupt keine Besonderheit mehr. Viele andere Institutionen, Vereine usw. haben sich dann auch zweisprachig deklariert; heute ist das kein Thema mehr.

 

Wie hat sich Ihrer Einschätzung nach die Kärntner Kunstszene verändert, angefangen von Ihren ersten Beobachtungen in den 60er Jahren bis heute?

Politisch gesehen?

 

Nein, ganz allgemein.

Nun, ich habe Künstler wie Oman, Staudacher, Hoke, Caroline von Anfang an in meinem Programm gehabt. Zu Beginn war das etwas ganz Besonderes. Eine Galerie mit diesen Künstlern – man hatte das Gefühl, die Leute haben das sehr begrüßt, es hat auch junges Publikum angezogen. Mit Konzerten und Lesungen habe ich versucht das Programm noch etwas aufzufrischen. Es war ein Ort, wo die Besucher immer gleich gefragt haben: "Wann machst du wieder was?" Was das Publikum anbelangt, nicht die Kunstszene direkt, muss ich sagen, dass sich das sehr verändert hat in den letzten Jahren. Die Begeisterung ist lange nicht mehr so groß wie früher.

 

Woran liegt das?

An den politischen Umständen. Man forciert ja jetzt "Volkskultur" …

 

Und das färbt so stark auf das Publikum ab?

Anscheinend ja. Ich habe zwar immer noch sehr gute Reaktionen in den Zeitungen, aber trotzdem merke ich, dass die Leute breitenwirksame Events heute wichtiger nehmen.

 

Ihr Echo in den Medien hat sich also in den letzten Jahren verändert?

"Mein" Echo würde ich nicht sagen. Ich glaube, das Echo allgemein. Dass z.B. in Fernsehsendungen wie "Kärnten heute" Volkskultur sehr unterstrichen wird. Ich oder andere Galerien hatten früher zwar nicht mehr Echo in den Medien, aber der Schwerpunkt ist heute ein ganz anderer. Das spürt man sehr.

 

Das Publikum lässt sich davon beeinflussen?

Ja, absolut. Auch ist die Kunstszene selbst in Kärnten kleiner geworden. Die Jungen gehen weg. Ich versuche ja immer die junge Künstlergeneration in mein Programm hinein zu nehmen, da muss ich jetzt schon sehr suchen in Kärnten. Ich war ja von dieser Region sehr verwöhnt, weil es hier Künstler gab, die sich sehr gut entwickelt haben, wie Gustav Januš, Konrad Koller, Hans Staudacher oder Hugo Wulz – das waren alles Künstler, die in der unmittelbaren Umgebung aufgewachsen oder auch hergezogen sind.

 

Sie haben vorhin erwähnt, dass es zu den Künstlern Ihrer Galerie schon zuvor einen persönlichen Kontakt gab. Gab es auch den umgekehrten Fall, dass Sie von jemandem nur das Werk kannten und sich dachten, mit dem würde ich gerne mal eine Ausstellung machen?

Auch das gab es. Dass ich so bekannte Künstler wie Adolf Frohner, Alfred Hrdlicka oder Janez Bernik außerhalb meines Kreises hereinbekommen habe, war natürlich Arbeit. Das musste ich mir aufbauen.

 

Nach welchem Kriterium sind Sie bei der Auswahl dieser Künstler vorgegangen?

Bei Hrdlicka beispielsweise hat mir seine politisch-kritische Haltung sehr imponiert. Auch bei Frohner habe ich das geschätzt, weil er auch kein einfacher Maler ist und sich getraut, seine Meinung zu sagen. Dieses Kriterium war mir

wichtig.

 

Und künstlerisch? Mir scheint, durch Ihr Programm zieht sich das Thema eines sehr expressiven Menschenbildes, und daneben gibt es eine kleine Gruppe konkreter bzw. abstrakter Malerei.

Auch das hinein zu bringen war mir sehr wichtig. Am meisten habe ich auf den Messen gelernt.

 

Wann haben Sie angefangen, auf Messen zu gehen?

1990, gleich nach dem Fall der Mauer, war ich beispielsweise in Dresden, andere Stationen waren Ljubljana, Zürich, ab 1994 nahm ich an der Kunst Wien teil. Dadurch lernte ich viel Neues kennen.

 

Was hat das bei Ihnen bewirkt?

Zum Beispiel habe ich den französischen Künstler Bangala, den ich auf der Kunstmesse Decouverte in Paris kennen gelernt habe, zu einer Ausstellung eingeladen.

 

Haben sich auch Kooperationen mit anderen Galerien ergeben?

Durch meinen Slowenien-Schwerpunkt kooperiere ich vor allem mit der Koroøka Galerija Slovenj Gradec. Dort sind sehr interessante Künstler vertreten, die ich immer wieder in meinem Programm habe, Jože Tisnikar, Bogdan Borčić, Žarko Vrezec. Diese Galerie hat mich auch gebeten, die Vermittlerrolle für eine Ausstellung in Berlin zu übernehmen. Weitere Kontakte gibt es zur Galerie Equrna in Ljubljana. Und meine Slowenischkenntnisse waren immer ein großer Vorteil.

 

Das Sprachproblem ist immer noch vorhanden. Kaum jemand mit Deutsch als Muttersprache beherrscht eine slawische Sprache …

Es geht ja auch darum, dass gegenseitiges Vertrauen durch das Einander-Verstehen entsteht. Und ich versuche immer slowenische oder kroatische Künstler dann auch weiterzuvermitteln.

 

Das sind aber dann hauptsächlich nicht-kommerzielle Orte.

Vor allem in Kultureinrichtungen, ja.

 

Es ist für Künstler sicher wichtig, was man ihnen über Ausstellungen im eigenen Haus hinaus noch bieten kann …

Ich bringe auch schon seit vielen Jahren Künstler aus Österreich zu Malerwochen in Slowenien.

 

Wer organisiert diese Malerwochen?

Verschieden. Meist sind das Galeristen.

 

Also keine von der öffentlichen Hand veranstalteten Dinge, sondern ganz privat.

Ja. Vielleicht bekommen sie irgendeine Subvention, das weiß ich nicht. Aber auch viele Sponsoren, Firmen machen da mit, die sich verpflichten, ein Bild abzukaufen. Damit holt sich der Veranstalter die Möglichkeit der Finanzierung.

 

Wenn Sie auf die letzten 20 Jahre zurück blicken: Gab es da ein ganz besonderes Highlight, eine Ausstellung oder ein Ereignis, das für Sie am wichtigsten war?

Die erste Ausstellung mit Valentin Oman war für mich sehr wichtig. Besonders gefreut hat mich, wenn ich Zusagen von Künstlern bekam, die mir sehr viel bedeutet haben, wie Janez Bernik oder Giselbert Hoke. Da habe ich gespürt, die stehen hinter mir, ich habe ein Fundament. Da fällt mir eine Anekdote ein: Wir haben einen Besucher, der zu jeder Vernissage kommt und sich vom jeweiligen Künstler in einem Buch eine Zeichnung machen lässt. Vor kurzem hat er mir die Zeichnung gezeigt, die Hoke damals gemacht hat. Hoke hat dazugeschrieben: "Der einzigen Galeriegöttin!" (Lachen) Das tut schon gut, denn die Galeriearbeit ist ja nicht so einfach, und man muss ein großes Gespür haben, dass man das Ganze in Balance hält, dass man überlebt, dass man das Niveau hält.

 

Gab es auch mal kritische Momente, wo Sie dachten, jetzt klappt es nicht mehr?

Ja. Aber ich habe ganz am Anfang gelernt, dass jede Ausstellung sehr genau vorbereitet werden muss, dass man, auch wenn man die Arbeit gut kennt, zum Künstler geht und die Arbeiten zuvor auswählt.

 

Gab es also Situationen, wo Sie Dinge bekommen haben, mit denen Sie nicht zufrieden waren?

Ja. Ich habe einmal gedacht, ich krieg' einen Anfall. Der Künstler hat mir gesagt, er habe alles vorbereitet und ich brauche mich nicht zu sorgen. Ich war noch ein bisschen unbedarft und habe gesagt: ja, freilich. Und dann kamen Sachen, die für mich fürchterlich waren. Ich war damals sehr kritisch. Später habe ich dann bemerkt, dass es gar nicht so arg war. Aber damals war ich entsetzt, weil ich selbst nicht dahinter gestanden bin.

 

Ich kann mir vorstellen, dass man als Galeristin manchmal in die Situation gerät, dass man mit Arbeiten nicht zufrieden ist, die aber das Publikum schätzt. Man könnte also etwas sehr gut verkaufen, hinter dem man selber nicht steht.

Genau so war es. Die Leute waren begeistert, aber mir ist vorgekommen, das kann ich überhaupt nicht vertreten. Es war mir einfach zu geschmäcklerisch. Ab dann war ich sehr vorsichtig. Ich habe nie das Verkaufen vorangestellt, sondern immer die Qualität. Denn wenn ich nicht dahinter stehe, dann kann ich es auch nicht vertreten.

 

Hat sich ihr Qualitätsmaßstab oder Kunsturteil in diesen Jahren gewandelt?

Ich glaube schon. Ich bin toleranter geworden, denn ich war am Anfang sehr streng. Jetzt bin ich schon ein bisschen großzügiger. Denn die jungen Künstler haben es nicht so einfach, ihren Weg zu finden. Aber wenn ich einen Künstler in mein Programm nehme, muss ich ihn vertreten können, und zwar nicht nur einmal, sondern jahrelang. Und wenn ich etwas verkaufe, möchte ich als Echo hören – und das höre ich oft: Mit dieser Arbeit habe ich heute noch Freude. Das ist für mich ein Kriterium.

 

Gibt es Sammler, die Sie kontinuierlich betreuen?

Ja, nicht viele, aber ich habe welche. Es ist schön, dass die mir vertrauen und ich ihnen immer wieder zeigen kann, was für sie wichtig sein könnte.

 

Sie machen im Sommer immer eine thematische Gruppenausstellung. Wie kommt die zustande?

Zunächst habe ich Sommerausstellungen mit den Künstlern der Galerie gemacht, weil zu dieser Jahreszeit immer viele Leute nach Kärnten kommen. Also Künstler, die ich vertrete und die bei uns bekannt sind. Später habe ich dann Themen entwickelt.

 

Gab es auch Projekte über normale Ausstellungen hinaus?

Ja. Valentin Oman hat einmal das Haus außen bemalt, was dann aber leider abgebröckelt ist. Dann habe ich Hans Staudacher eingeladen zu einer Aktionsmalerei, oder ich hatte einen Bildhauer hier, der eine Woche lang mit Kindern gearbeitet hat.

 

Das waren also Dinge, die ein bisschen in Richtung Kulturzentrum gehen …

Ja. Es kommen auch öfters Schulklassen und zu jeder Ausstellung gibt es eine Kunstvermittlung.

 

Was haben Sie für Zukunftspläne? Wohin soll sich die Galerie entwickeln?

Ich hatte immer das Bedürfnis, jüngere Künstler zu zeigen und habe das auch gemacht. Das möchte ich aber gerne noch weiter entwickeln.

 

Schauen Sie sich dazu Akademieausstellungen an? Wie kommen Sie auf die jungen Künstler?

Durch Messebesuche, diverse Kontakte. Es melden sich auch viele oder ich lese über jemanden in einer Zeitschrift.

 

Gibt es auch Empfehlungen seitens Ihrer Künstler?

Ja. Ich habe zum Beispiel Manabe Anton ausgestellt, einen Kärntner, der in Tokio lebt und mir so empfohlen wurde. Das war eine sehr interessante Ausstellung. Verkauft habe ich zwar nichts, weil er nicht bekannt ist. Aber so etwas macht mir trotzdem Spaß. Es darf ja nicht langweilig werden!

 

Gibt es noch etwas, worüber Sie gerne sprechen möchten?

Ja, ich möchte sagen, dass es für mich sehr wichtig war, dass mein Mann und meine Familie so hinter mir gestanden sind. Denn alleine wäre es schwer gewesen, das zu bewältigen. Mein Mann berät mich auch, zwar nicht künstlerisch, denn da lasse ich mich nicht beirren, aber er sagt seine Meinung, auf die ich großen Wert lege. Ich habe bemerkt, dass er oft sehr schnell genau den Punkt trifft. Bei den Ausstellungen hängt ja er die Arbeiten. Und wenn er nicht hängt, sondern der Künstler, dann kommt er nachher zu mir und sagt: "Na, das passt nicht, das hängen wir um …" (Lachen). Ich habe gerne Spannung und es muss Spaß machen. Und weil Sie mich anfangs gefragt haben, welche Ausstellung die wichtigste war: Für mich ist eigentlich jede Ausstellung ein Höhepunkt. Es ist – oder sollte – einen Monat lang jeden Tag eine Freude sein, die Ausstellung zu sehen. Es ist für mich im Grunde ein Geschenk, dass ich das im eigenen Haus haben kann, dass alle so mitspielen, dass die Künstler das gerne annehmen – und ich sie auch! Ein großes Geschenk.

 

 

 

 

Anselm Wagner, geb. 1965, Studium der Kunstgeschichte in Salzburg und München, Dr. phil., Kurator, Galerist, Kunstkritiker, Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten in Wien und Salzburg, seit 2004 Assistent am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz und Redakteur von spike art quarterly, Wien.