GALERIE ŠIKORONJA

ROSEGG / ROŽEK

Gert Pallier

„… und nach dem Zeichnen, dann lege ich eine Musik auf: z.B. Gustav Mahler, Symphonie Nr. 5, 4. Satz Adagietto, sehr langsam, Dirigent Giuseppe Sinopoli, und setz mich dann in den Sessel vor meine Landschaft und werde weinen - weil ich weinen will.

Und in solchen Momenten möchte ich nicht mal mit den Göttern tauschen“

 

Pallier Gert (nach H.Janssen)

 

 

Geb. 25.08.1949

Lebt und arbeitet in Kärnten, ist Mitglied des Kunstvereins Kärnten, Mitglied der Berufsvereinigung Bildender Künstler Oberösterreich, Seminarleiter für Zeichnung und Aquarell im Bildungshaus St. Georgen am Längsee und auf Schloss Krastowitz

 

 

Ausstellungen und Beteiligungen – Auswahl

 

Künstlerhaus Klagenfurt –Ö

Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer –D

Landeskulturzentrum Ursulinenhof (BVOÖ) Linz –Ö

Bamberger Amthof, Feldkirchen in Kärnten –Ö

Stift Eberndorf –Ö

Stift St.Georgen am Längsee –Ö

Schloss Albeck, Sirnitz –Ö

Casineum Velden –Ö

Petersberg Friesach –Ö

 

 

Studien:

Bei Prof. Peter Kubovsky ( Kunsthochschule Linz ) 1984/1992/1995/1997

Bei Prof. Johannes Wanke im Südburgenland 1989/1990

Im Atelier Helmut Fian in Wien 1994

 

 

Kataloge

 

Pallier - Zeichnungen (Venedig, Wien, Berlin)

Ritter Verlag, ISBN : 978-3-85415-266-8

 

Pallier - Lust auf Rot,

Ritter Verlag, ISBN: 978-3-85415-407-5

 

 

Pallier - Lust auf rot

 

LYRISCH MALERISCHE INTERPRETATIONEN UND MEHR …

 

Wozu fragen mich die Wellen, wonach ich sie frage?

Und wieso branden mit soviel vergeblichem Schwung sie gegen die Felsen?

Werden sie nicht müde, immer wieder dem Strand ihre Liebe zu erklären?

Pablo Neruda, aus Letzte Gedichte

 

Chile ist von Kärnten aus betrachtet weit entfernt, jedoch nicht weit genug, als dass sich nicht ein Künstler – Maler und Zeichner – in den Worten des großen chilenischen Dichters Pablo Neruda verlieren und sie als Quelle seiner Inspiration verstehen könnte.

 

"Fäden der Zeit", "Kraftgeladen" oder "Großes Geheimnis", nennt der in Feldkirchen in Kärnten arbeitende und lebende Künstler Gert Pallier seine kraftvollen lyrischen Landschaftsinterpretationen, die in letzter Zeit entstanden sind. Nach intensiven Auseinandersetzungen mit der Lyrik Nerudas bleiben Sätze, Wortgebilde und Stimmungsbilder hängen, die Pallier in transzendentale atmosphärische Bilder übersetzt. Bilderlandschaften, Wortgebirge und Horizonte emotionaler Berührung nehmen Farbe und Form an und reihen sich zu einer ständig wachsenden Serie von großformatigen Leinwänden, die eine Hommage an den Autor darstellt.

 

Schon 1994 hat sich Pallier, der seine künstlerische Ausbildung bei Prof. Peter Kubovsky, Kunsthochschule Linz, erhalten und später in zahlreichen Studienaufenthalten weiter entwickelt hat, mit dem Werk Nerudas in Arbeiten auf Papier auseinandergesetzt. Der manische Zeichner, dessen großes zeichnerisches Vorbild der norddeutsche Künstler Horst Janssen ist, hat seinen künstlerischen Werdegang mit einer Reihe von bemerkenswerten Architekturstücken begonnen.

 

Auf Studienreisen in Wien, Berlin oder Venedig hat Pallier schon Mitte der 90er Jahre mit Kugelschreiber, Tusche und Pastellkreiden bewaffnet, subtile Architekturzeichnungen geschaffen, die an Lyonel Feininger oder Anton Mahringer denken lassen und die nicht als Abbild, sondern als Interpretation des Gesehenen verstanden werden müssen. Einblicke in Cafeszenen aus Wien, die Großräumigkeit der Weltstädte Berlin und Amsterdam, und die Intimität der Dekadenz Venedigs, hat er treffsicher und

fragmentarisch im Bild festgehalten und mit Spannung und Dynamik bereichert.

 

Pallier glaubt an die Unerschütterlichkeit der Linie als Essenz seiner künstlerischen Sprache. Seine malerischen und kalligrafischen Kompositionen sind jedoch nie Abbild der Natur, sondern vielmehr eine Transformation, eine Reduktion dessen, was ihm relevant – abbildenswert – erscheint. Der Künstler arbeitet in seinem Atelier der Stadt Feldkirchen beinahe täglich an der Perfektionierung seiner grafischen Ausdruckskraft; er zeichnet nach alter klassischer Tradition immer wieder nach Aktmodellen und ist nach wie vor dem Geheimnis der Linie und des Pinselstriches auf der Spur.

 

Seit nunmehr einigen Jahren nimmt die Malerei mit Tempera einen immer größer werdenden Stellenwert in Gert Palliers Kunst ein. Begonnen mit zum Teil großformatigen Arbeiten auf Papier, ist sein Atelier mittlerweile vollgestapelt mit Leinwänden verschiedener Formate. In umfangreichen Serien entstehen Bilderzyklen in Gouache- und Pastelltechnik von als Landschaftsmotiv erkennbaren Kompositionen bis zu abstrakt anmutenden Farbimprovisationen. Wie die Linie, so ist auch die Farbe für Pallier ein immer neu zu ergründendes Geheimnis, dem er in obsessiver Manie nachspürt. Facetten und Nuancen von Rottönen dominieren seine letzten Arbeiten und verleihen seinen Bildlandschaften als "Hommage an Pablo Neruda" Opulenz und Spannung. Nähe und Distanz, Dichte und Leere suggerieren die geschichteten Farbfelder, und Assoziationen zur bildgewaltigen Sprache des Dichters werden frei.

 

Je intensiver sich der Künstler in der Wortwelt Nerudas verliert, desto eindringlicher und atmosphärischer werden seine gemalten Wortlandschaften. Wie durch ein Mikroskop betrachtet, scheinen dagegen die assoziativen Farbimprovisationen derselben Serie zu sein. Farbfelder, die ineinander verrinnen, markiert von Pastellstrichen, im freien luftleeren Raum schwebend. Farbe, Duktus und das freie Spiel der Gedanken bindet diese Werke an die großformatigen Landschaftsbilder an und vereint sie zu einer kompositorischen Serie. Wie Mikro- und Makrokosmos wirken diese Arbeiten, deren Themen große Emotionen und bildgewordene Sprache sind.

 

Ein nächstes großes Projekt mit – im wahrsten Sinne des Wortes unerschöpflichen – gestalterischen und malerischen Möglichkeiten hat der Künstler schon ins Auge gefasst. Im selben Format von 100 x 150 cm soll ein Bilderzyklus zur Schöpfung entstehen, der die Geschichte der Genesis in stimmungsvollen Arbeiten auf die Leinwand bringt. Vermutlich werden diese Werke in der bewährten Maltechnik im Atelier entstehen; die Leinwand a la Max Weiler vor sich am Boden liegend, kniet oder steht der Künstler davor. Eine Malweise, die Pallier für sich entdeckt und perfektioniert hat, um die Farbgerinnung auf der Fläche besser kontrollieren zu können und spezielle Effekte zu erzielen.

 

Heuer noch findet eine Ausstellung in der Stadtgalerie Bamberg, Villa Dessauer, statt, wo Gert Pallier mit Landschaften aus Kärnten und mit Arbeiten auf Leinwand und Papier zu Gast sein wird. Das Festhalten der Besonderheiten der Landschaft seines Heimatlandes Kärnten ist schon seit längerem ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Malers. In zahlreichen Gouachen – und manchmal auch in Tempera und Pastell ausgeführten Arbeiten auf Leinwand – setzt Gert Pallier sein persönliches Naturempfinden ins Bild. "August – Zollfeld" oder " an der Drau" (aus dem Jahr 2004) zeugen als stimmungsgeladene Naturabstraktionen vom Farbenreichtum, der ihn als Künstler umgibt. Die Farbpalette nähert sich nur scheinbar der Natur, seine bevorzugten Farbtöne sind ein leuchtendes Indischgelb und immer wieder Indigoblau und Violett als kontrastierende Elemente. Motive, die scheinbar wieder zu erkennen sind, finden sich neben reinen Phantasielandschaften, deren atmosphärischer Charakter bestimmend ist. Landschaft gesehen und gefiltert durch das Auge des Künstlers.

 

Manche Kompositionen erscheinen besonders farbdicht, in anderen dominiert die Leere der weißen grundierten Leinwand. Immer gleich bedeutend sind die kalligrafischen Einschübe der Pastellkreidestriche, die das Bild als Liniengeflecht überziehen. Struktur und Motiv werden von diesem Lineament getragen, das immer subtile Einsetzen der Farbe erzeugt Ausdruck und Perspektive.

 

Gert Pallier vertraut seiner "Kunst des Sehens" und schärft seine Wahrnehmung der Realität anhand seiner bildnerischen Arbeiten. Er weckt Emotionen und Assoziationen bei den Betrachtern seiner Bilder und schafft es mühelos, sie in seine Gedankenwelten zu entführen. Sei es nun die lyrische Stimmung der Gedichte Pablo Nerudas, das skizzenhaft Fragmentarische seiner Architekturzeichnungen oder das Phänomen von Farbe und Form der Natur und Vegetation.

 

Mag. Ulli Sturm

Aus dem Zyklus Moore, 2010, Papier, 21 x 29,7 cm

Cafe Museum, Ingres Papier, 64 x 48 cm

Grüne Felder, 2003, Tempera auf Leinwand, 100 x 100 cm